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Nachruf auf Tom Hardt, Fürbitter (1978-2014)

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Wir nehmen Abschied von einem Helden.

An einem Tag wie diesem - einem Tag des Schmerzes, der offenen Fragen, der Tränen - möge man sich vor dem Schönreden und dem Wegerklären hüten. Die Trauer darf sein, ja, sie muss sogar sein und wird für sehr lange Zeit bleiben. 

Und bei all dem Schmerz um den Verlust ist ein solcher Abschied immer auch eine Zeit des Gedenkens, des Würdigens dessen, was uns durch ein solches Leben geschenkt wurde. Ein Leben, das viel zu früh endete und doch schon so reich war.

Und da man viel zu oft erst dann bewundert und wertschätzt, wenn man etwas verliert, ist dies auch ein Tag der Rückschau und des Dankens. 

Bei der Beerdigung meines Großonkels in Wien gab es eine Szene, die mich sehr bewegt hat. Es senkten die Mitglieder seiner schlagenden Studentenverbindung die Säbel über seinem Grab. Eine Geste, von der ich vermute, dass sie Dir, Tom, auch gefallen hätte. 

Und Waffenbrüder, das waren wir. So viele Jahre hinweg, so viele Kämpfe, so viele Siege, so viele Mühen und danach immer auch so viel Feiern. 

Tom war ein Kämpfer. Wer ihn noch nicht in der Fürbitte gesehen hat, der hat vielleicht noch nie einen echten Fürbitter gesehen. Er konnte für verfolgte Christen im Irak beten, für Israel beten, um Erweckung in Deutschland beten - wie einer, dem es um sein eigenes Leben geht. Er war ein Held der Fürbitte. Er warf alles in diesen Kampf, von dem wir Christen wissen, dass er realer ist als das, was unsere Augen sehen können.  

Du warst uns ein Vorbild. Ich kenne niemanden, der gefastet hat wie Du, der die Bibel studiert hat wie Du, der über Jahrzehnte hinweg geistlich hungrig war wie Du.

Du warst ein Kämpfer. Doch einer, der liebte und sosehr geliebt wurde. Es war einfach unmöglich, Dich nicht zu mögen. Mir ist niemand bekannt, mit dem Du ernsthafte Probleme hattest. Deine spontane Freundlichkeit, Deine Gemütsruhe und Gutherzigkeit taten so gut und waren so erleichternd. Und sie wird einfach sosehr fehlen. 

Ich verliere soviel mehr als nur einen Freund. Ich verliere einen Menschen, mit dem ich seit 20 Jahren verbunden war. Der mit mir durch die staubigen Straßen der Westbank fuhr, auf bewaldete Gipfel des Athos stieg, mich auf unzählige Reisen begleitete. Mit dem ich Freud und Leid und manchmal sogar das Bett teilte. Nicht selten hielt man uns früher für Zwillinge. Ich verliere einen Bruder. 

Und als Du und ich am 23. Mai 2007 die erste Gebetszeit des Gebetshauses durchführten - da waren wir schon mehr als 10 Jahre Freunde. 

Du Säule. Du Treuer. Du Unverrückbarer. 

Und wer Dich schließlich als Ehemann und besonders auch als Vater sehen konnte, der sah einen Mensch, der wirklich liebte. Der hingegeben und treu liebte. 

Gefragt, was Du an Deinem Beruf schätzt, antwortest Du auf unserer Homepage: „dass ich das tun kann, was das Wichtigste im Leben ist: Gott anbeten und verherrlichen.“

Gibt es hier noch Fragen darüber, ob Du wusstest wofür Du leben und sterben wolltest?

Gefragt schließlich nach Deinem Traum…

Bei mir stand da etwas von neuen Gründungen und großen Projekten. 

Vielleicht werde ich und viele andere ihren Lebenstraum umschreiben…

denn die Ewigkeit ist uns viel näher gerückt seit letzter Woche, lieber Tom.

Beschämt und innerlich erschüttert las ich bei Dir, schon vor Jahren geschrieben: 

„Mein Traum ist es, Jesus heute mehr zu lieben als gestern und am Ende meines Lebens in den Werken gewandelt zu sein, die Gott im Vorhinein für mich bestimmt hat und den guten Lauf gelaufen zu sein.“

Wer kann verzweifeln und wer kann von Scheitern und von Hoffnungslosigkeit sprechen, wenn es das war, wofür Du angetreten warst? 

Tom, was waren diese Werke, in denen Du vorgefunden wurdest?

Du hast in einer Bibelschule jungen Menschen 10 Monate lang das Wort Gottes nahegebracht.

Vor Jahren schon hattest Du alle Sicherheiten dieser Welt verlassen, um ein Leben des Gebets und der Nachfolge in großer Radikalität und abhängig von der Vorsehung zu leben.

Du warst immer so radikal, du warst so kompromisslos und darin so treu. 

Du hast Stunde um Stunde gebetet - und darin gerade in letzter Zeit wieder und wieder so oft für die Leidenden, die Verfolgten, die Unterdrückten…

Du hast den Menschen um Dich herum - allen voran Petra und Jeremia - so viel Freude gemacht, sie geliebt, warst für sie da.

Unvergessliche, zahllose Abende mit Dir und einem guten Glas Wein. 

Lieber Tom, wie gerne hätten wir alle, dass es länger gedauert hätte. Und doch ist Dein Traum wahrgeworden: Du bist den guten Lauf gelaufen und Du bist in den Werken gewandelt, die Gott vorbereitet hatte. 

Und das tust Du weiter. Denn dieser Dein Traum ist der einzige, der für die Ewigkeit zählt. Diese Deine Identität: Fürbitter und Anbeter und Liebender - ist die einzige, die wir in die Ewigkeit mitnehmen, die in Ewigkeit nicht aufhört. 

Denn eigentlich warst Du doch schon dort, wo Du jetzt bist.

Wie oft hast Du geschwärmt von Offenbarung 4 und dem himmlischen Thronsaal, wie oft Dir diesen Ort ausgemalt. Und wie oft ihn schon gekostet! Eigentlich lebtest Du schon lange da…

Und so erübrigt sich auch der klassische Spruch am Ende einer Grabrede: „Ruhe in Frieden!“ Denn soviel ist sicher: genau das wirst Du garantiert nicht. 

Heute habe ich auf der Homepage, auf der steht, dass Du seit 2007 im Gebetshaus Augsburg beschäftigt bist, etwas geändert: seit 5.8.14 vollzeitlich beschäftigt im himmlischen Gebetshaus.

Und dort ruhen sie nicht bei Tag und bei Nacht, sondern rufen: Heilig, Heilig, Heilig. 

Und so versammeln sich heute Deine Freunde. Deine Kameraden. Und so senken sich auch unsere Klingen und zollen Respekt einem viel zu früh vollendeten, doch reifen, reichen Leben. 

Wir freuen uns auf das Wiedersehen mit einem Helden. Einem Helden, der mein Freund war und den wir lieben.  

 


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